Energiewende - Der Markt regel es schon!

Dezember 27, 2024 – 2 Min. Lesezeit

politik energiewende strompreise

Unabhängig davon wie die Wahl im Februar ausgeht ist bereits heute abzusehen, dass sich Klimaschutzmaßnahmen weg von klugen politischen Lösungen hin zu marktwirtschaftlichen Instrumenten verschieben werden. Ganz nach dem Motto: “Der Markt regelt es!”

Man kann das gut finden oder auch nicht, darum soll es an der Stelle aber nicht gehen. Vielmehr möchte ich hierzu anhand der Strompreise und der Energiewende im Strombereich ein paar Gedanken aufschreiben die ich schon länger habe.

Wir haben die paradoxe Situation, dass auf der einen Seite Strom aus erneuerbaren Quellen in der Erzeugung der mit Abstand günstigste Strom ist, gleichzeitig sogenannte “Ökostrom”-Tarife bei allen Anbietern die teuersten sind. Das hat zu Folge, dass Klimabewusste Menschen, die es sich leisten können und wollen, einen Ökostrom-Tarif wählen und alle anderen den günstigen Strommix kaufen.

Ein Gedankenexperiment

Stellen wir uns vor wir würden Stromtarife neu strukturieren. Der Preis muss sich immer an der im Tarif angebotenen Stromquelle orientieren oder am Durchschnittspreis im Fall von Mischtarifen. Gleichzeitig müssen die Tarife entsprechend der zu erwartenden Stromerzeugung und des zu erwartenden Stromverbrauch gedeckelt werden. Spricht jeder Strom-Tarif warf nur so oft verkauft werden wie entsprechender Strom auch zur Verfügung steht.

Was würde dann passieren? Die breite Masse würde wie bisher den günstigsten Tarif wollen, nur wäre das jetzt der Ökostrom-Tarif. Der Markt würde einmal auf den Kopf gestellt. Plötzlich wäre Ökostrom der Standard für alle die sich nicht groß Gedanken darüber machen wo der Strom her kommt und einfach nur möglichst niedrige Strompreise wollen. Menschen die unbedingt Fossilen- oder Atomstrom wollen müssen es sich leisten können und wollen. Wie viele derjenigen die jetzt für Fossilen- und Atomstrom werben wären das? Vermutlich nur wenige. Ökostrom-Tarife wären schnell ausverkauft was wiederum den Druck erhöhen würde die erneuerbaren schneller auszubauen um das Angebot zu erhöhen, ganz im Sinn der guten alten Marktwirtschaft. Die Anbieter die selber am meisten Strom durch erneuerbare Energien erzeugen oder in ihrem Portfolio haben hätten eine Wettbewerbsvorteil und könnten die meisten Kunden gewinnen.

Auch politisch wäre es interessant zu sehen was passiert. Ich könnte mir vorstellen, dass ganz neue Dynamiken entstehen. Kaum einer würde mehr der Atom- oder Öl-Lobby nach dem Mund reden. Die große Mehrheit würde eine Politik für mehr günstigen Strom unterstützen und sogar fordern. Also mehr erneuerbare Energien. Keine Phantomdebatten über nicht existierende oder extrem teure AKW’s, Fracking, russisches Gas und andere Fantasie-Lösungen.

Ich bin mir sicher, dass ich es mir an der einen oder anderen Stellen zu einfach mache. Wäre es nicht trotzdem mal eine breitere Diskussion wert?


Author
portrait
Björn Schießle
Aktiv in der Freie-Software-Bewegung seit den 90er.
Mitglied der Generalversammlung der FSFE.
Mitbegründer und Pre-Sales Lead von Nextcloud.
Vorort aktiv bei Bündnis 90 / Die Grünen.


Kommentare

Mit einem Mastodon Konto kannst du zu diesem Artikel ein Kommentar hinterlassen. Falls du noch nicht bei Mastodon bist, dann kannst du dir hier ein Konto anlegen!